Nicht so schnell, bitte.

Über Raserei und Bedachtsamkeit.

Peter

Ihm war warm geworden, also zog er das Zeug aus. Bis auf die locker flatternde Fischerhose, deren Haltebänder vor dem Bauch gebunden waren, und den breitkrempigen Strohhut.

Niemand sonst war zu sehen, die meisten waren wohl vernünftiger als er und blieben in den Häusern bis zur abendlichen Abkühlung.

Aber er hatte etwas zu erledigen. Etwas, das nicht warten konnte.

Er cremte sich großzügig ein — auf dem Rücken mit einem dieser Bambusstäbe, rund um dessen einer Hand nachempfundene Kratzspitze er einen kleinen Lappen gewickelt hatte —, versicherte sich noch einmal, dass seine Wasserflasche randvoll war, und begann seinen Strandgang.

Lakolk ist der älteste Ferienort der Insel Rømø mit dem breitesten Sandstrand Nordeuropas, […] spätestens seit 1898 Ziel von Sommergästen. (Wikipedia)Links sanft schwellende Wellen, rechts in gut und gern anderthalb Fußballfeldern Entfernung — nichts im Vergleich zu Lakolk, Rømø, aber immerhin! — eine schmale, holperige Teerstraße, in der Ferne geschwungene Uferlinien; der Sand lose und nachgiebig. Entsprechend stapfend seine Schritte, entsprechend schnell beschleunigte sich sein Atem.

Kasuarinengewächse (Casuarinaceae) sind eine Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Buchenartigen (Fagales). […] Die Pflanzenarten dieser Familie sind in den Tropen der Alten Welt vom Malaiischen Archipel bis Indien, Australien und pazifischen Inseln verbreitet. (Wikipedia)Eine Viertel-, vielleicht halbe Stunde später legte er, unter den aufgefächerten fedrigen Ästen einer Kasuarine, eine Pause ein, trank einige Schlucke und drehte sich eine Zigarette. Er entschärfte seine Augen und sinnierte in den aromatischen Rauch hinein. Was braucht es zum Glücklichsein? Gelegentlich eine Rast wie diese, gelegentlich frisches Grün zwischen die Zähne, gelegentlich ein gutes Gespräch. Und das Wissen, dass alles, was ich sonst noch brauche, in einen Rucksack passt, den zu tragen ich kräftig genug bin. — Ja.

So langsam wie leichtfüßig erhob er sich wieder und schob die Flasche in die Tasche zurück, die er über der Schulter hängen hatte. Weiter.

Mateusz

»Frag mal Leah, die kennt sich mit sowas ganz gut aus«, sagte der Mittfünfziger ins Mikrophon seines Mobiltelephons, das aus zwanzig Zentimetern Entfernung waagerecht auf seinen Mund zielte.

»Ist sie da?« fragte Freya nasal aus dem Lautsprecher.

»Nein, ich glaube, sie geht Peter entgegen«, entgegnete er ihr. »Ich lege ihr einen Zettel hin.«

»Ach ja, ihr trefft euch mit Peter heute. Viel Glück, und sag Grüße.«

»Mach’ ich. Mach’s gut.«

Nachdem er den Anruf beendet hatte, rief Martin ohne E aus der Küche: »Kann bitte jemand den Tisch decken? Ist gleich fertig.«

Masteusz ging über den sandigen Vorplatz zum Kochbereich und schaute ihm kurz über die Schulter. »Ah, das sieht gut aus!« Er zählte fünf tiefe Teller und Löffel ab und trug sie zum Tisch.